Die Kunst des klaren Ausdrucks – Teil I

Wie du komplexe Ideen verständlich ohne Informationsverlust vermittelst

Herzlich willkommen, liebe Autoren und Schreibwütigen! 📘 Ein Sachbuch kann ein Labyrinth von Fachbegriffen, Schachtelsätzen und komplexen Konzepten sein, in dem unsere Leser schnell verloren gehen. Und wir waren es, die sie ungewollt in dieses Labyrinth geschickt haben. Deswegen befassen wir uns in diesem Blogbeitrag mit der Kunst des klaren Ausdrucks – also wie du komplexe Ideen ohne fachlichen oder sprachlichen Wirrwarr vermitteln kannst. Da es dazu eine Menge zu sagen gibt, habe ich den Beitrag in zwei Teile aufgeteilt. Hier kommt Numero uno!

Wie du dem Text-Labyrinth entkommst

Wenn es darum geht, Fachtexte zu schreiben, nutzen wir häufig Fachjargon, als ob er eine geheime Mitgliedskarte für einen exklusiven Club wäre. Nur wer sich würdig erweist, erhält den Zutritt. Weil wir uns außerdem für unser Thema begeistern, kommen wir gern vom Höxchen auf Stöckchen und unsere Darstellungen ufern aus. Die Konzepte und Begriffe unseres Metiers sind mehr als vertrautes Werkzeug für uns, deswegen glauben wir alles zu allem darlegen zu müssen – sonst erkennt unser Gegenüber womöglich nicht, warum das jetzt gerade so spannend ist! Aber die Wahrheit ist: Unsere Leser wollen verstehen, nicht nur beeindruckt werden. Sie wollen ans Ziel, nicht den Weg bewundern. Du solltest sie mit deinen Werkzeugen somit erst vertraut machen, anstatt sie damit zu überhäufen. Also weg mit der Fachsprache und her mit dem klaren Ausdruck!

Tipp 1: Vermeide unnötigen Jargon, nutze Alltagssprache.

Zu viel Fachjargon kann deine Leser abschrecken. Nutze stattdessen eine klare und verständliche Alltagssprache. Stell dir eine konkrete Person aus eurem Bekanntenkreis vor, die von eurem Fachgebiet keine Ahnung hat, und versuche, ihr deine Inhalte näherzubringen. Ohne ausschweifendes fachliches Tamtam. Im Zweifel: Wähle immer den einfacheren Weg. Den Weg des geringsten Widerstands. Mach dir keine Sorgen, dass du zu oberflächlich wirkst: Fachliches Know-how zeichnet sich nicht dadurch aus, dass du dich möglichst komplex ausdrücken kannst, sondern dass du komplexe Inhalte in einfachen Worten beschreiben kannst. Vermeide in jedem Fall eine Anhäufung technischer Begriffe, die nicht allgemein bekannt sind, und erkläre notwendige Fachbegriffe einfach und alltagsnah. Am besten an einem Beispiel. Oder mit Bezug auf das jeweilige Hintergrundwissen eures Leserkreises.

Tipp 2: Veranschauliche deine Ideen an konkreten Beispielen. Mach es greifbar und echt.

In der Welt der Fachtexte neigen wir dazu, uns in abstrakten Konzepten zu verlieren. Stattdessen sollten wir unsere Ideen durch greifbare und reale Beispiele veranschaulichen. Anstatt also nur über „effektive Kommunikation“ zu sprechen, nimm eine Situation aus dem Alltag im Büro, im Straßenverkehr oder aus deiner Freizeit und zeige, wie effektive Kommunikation in der Praxis aussehen kann. Schildere die Prozesse, die Vorteile oder die richtigen Schritte an dieser Situation. Am besten nimmst du eine Situation aus deinem Alltag oder aus deinem Leben. Damit wirkst du nahbar und kannst gleichzeitig deine Erfahrung unter Beweis stellen. Leser können sich leichter mit realen Beispielen und bekannten Situationen identifizieren, was nicht nur die Verständlichkeit erhöht, sondern auch die Unterhaltsamkeit.

Ein Beispiel aus meinen bisherigen Aufträgen:

In seinem Buch Erfolg ist lernbar erklärt Maximilian Wolf das ideale Vorgehen eines Verkäufers anhand eines persönlichen Erlebnisses mit einem Verkäufer am Strand, also anhand einer persönlichen Urlaubsanekdote. Obwohl er gar nicht darauf aus war und als ausgezeichneter Verkäufer die Schritte selbst am besten kennt, ließ er sich von dem Strandverkäufer überreden, weil dieser eben so geschickt vorging. Dabei wurde Herr Wolf nicht übers Ohr gehauen, sondern freute sich über den Kauf – eine Win-win-Situation für beide Seiten. Indem er die Schritte schildert, die der Strandverkäufer unternommen hat, erklärt er einerseits das fachliche Vorgehen und unterhält andererseits seine Leser mit dieser Anekdote. Durch die Freude beim Lesen bleibt die Anekdote und damit auch das fachliche Vorgehen im Kopf der Leser.

Tipp 3: Strukturiere deinen Text einheitlich.

Einleitung, Hauptteil, Fazit – Struktur ist der Schlüssel zur Klarheit. Beginn mit einer einprägsamen Einleitung, die den Leser einführt und das Hauptthema vorstellt. Der Hauptteil sollte in nachvollziehbaren Abschnitten organisiert sein, heißt: gut portionierte Häppchen, die sich lesend gut verdauen lassen und für sich abgeschlossen sind. Für Absätze gilt dabei die Länge von 5 bis 8 Sätzen als Faustregel, um je einen Gedanken zu behandeln. Durch eine solche Portionierung erleichterst du deinen Lesern ungemein das Verständnis, da sie sich auf diesen Rhythmus einstellen und wissen, wann sie einen Gedanken „absetzen“ können. Denn hast du schon mal ein Buch gelesen, dessen Absätze und Kapitel kein Ende nehmen wollten? Du blätterst und blätterst, um zu schauen, wie lange es noch bis zum nächsten Kapitel ist und erschreckst über die Länge. Das frustriert, oder? Mach es also besser und serviere ihnen feine Häppchen.

Die richtige Portionierung ist entscheidend.

Was für Abschnitte und Absätze gilt, gilt umso mehr für Kapitelhierarchien sowie deren Nummerierung – beides sollte auf einen Blick überschaubar und deswegen einheitlich erfolgen. Auch die Überschriften und der Umfang der Kapitel sollten einem gleichbleibenden Muster durch das Buch folgen. Klar, zu manchen Themen und Aspekten gibt es mehr zu sagen als zu anderen, sodass die Kapitel zwangsläufig nicht gleich lang sein können. Trotzdem solltest du in der Portionierung der inhaltlichen Abschnitte eine gewisse Ausgeglichenheit wahren. Fasse abschließend die wichtigsten Punkte zu einem Thema oder Aspekt am Ende eines Kapitels in einer Art Fazit zusammen und zeige, wie sie zusammen wirken. Diese klare Struktur erleichtert es den Lesern, deinem Denkprozess zu folgen, und macht den Text insgesamt zugänglicher.

Fazit:

Die Kunst des klaren Ausdrucks in Fachtexten liegt darin, komplexe Ideen so zu vermitteln, dass ein breites Publikum sie versteht. Nutze konkrete Beispiele und Anekdoten, strukturiere euren Text klar und vermeide unnötige Fachbegriffe. Präzision ist das Ziel, nicht das Anhäufen von möglichst vielen Details! Ein klarer Ausdruck ist mehr als nur ein Nice-to-have, er ist gleichzeitig eine Kunst und auch das entscheidende Argument für die Kunden, DEIN Buch zu kaufen. Und nicht das der Konkurrenz. Es geht nicht darum, die Tiefe deines Wissens zu beweisen, sondern es für alle zugänglich zu machen.

Ein klarer Stil erfordert Übung, das Schreiben an sich Routine und ein Buch Ausdauer. Bleib am Ball und erhalte regelmäßig Tipps und Tricks für dein Sachbuchprojekt! Abonniere meinen Newsletter für neue Blogartikel rund um das Schreiben von Fach- und Sachbüchern.

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