Die größten Fehler beim Selfpublishing II: Formalia

Was du bei der Veröffentlichung deines Fachbuches vermeiden solltest

Liebe (angehende) Fachbuchautoren, wer sich fürs Selfpublishing entscheidet, kann höhere Gewinne erzielen, muss aber auf dem Weg zum fertigen Buch auf verschiedene Stolperfallen achten. Im letzten Beitrag lag der Fokus auf Fehler rund ums Manuskript. Dieses Mal geht es um formale Fehler und Fehler im Äußeren. Also Achtung, Achtung, die folgenden Punkte bitte nicht nachmachen:

 

Auf eine eigene ISBN verzichten

ISBN steht für Industry Standard Book Number, jedes veröffentlichte Buch trägt so eine Nummer. Sie ist mit dem „Herausgeber“ des Buches verknüpft. Viele Fachbuchautoren nutzen jedoch schlicht die kostenlose ISBN ihres ausgewählten Veröffentlichungsdiensts (Publisher). Das ist bequem, hat aber auch einen Nachteil. Wenn du aus Bequemlichkeit die ISBN deines Publishers verwendest, wird dein Fachbuch mit diesem verknüpft. Einmal veröffentlicht ist es nicht mehr rückgängig zu machen. Wenn du professionell auftreten möchtest – und ich gehe davon aus, dass du das willst – zeige Eigenständigkeit und beantrage eine eigene ISBN für dein Fachbuch. ISBN-Nummern kosten zwar etwas, aber das ist ein kleiner Betrag, verglichen mit der restlichen Buchproduktion.

Achtung übrigens bei den unterschiedlichen ISBN-Formten: Es gibt die 13-stellige Nummer und die 10-stellige Nummer. Halte dich an die 13-stellige Nummer, die ist der Industriestandard.

Irreführende Angaben machen

Das schlägt in die gleiche Kerbe wie der vorherige Punkt und beschädigt vor allem deine Wahrnehmung als selbstständiger Experte. Besonders häufig wird der Herausgeber falsch angegeben. Dabei ist es simpel: Du bist der Herausgeber beim Selfpublishing, sofern du dein Werk nicht über ein Institut oder eine Organisation veröffentlichst. Auf keinen Fall ist aber die Plattform oder ein Dienstleister im Produktionsprozess der Herausgeber DEINES Fachbuches!

Dienste wie Kindle Direct Publishing nennen sich zwar Publisher, sind es jedoch nicht im Sinne eines Verlages. Sie listen dein Buch und stellen es zum Verkauf auf ihre Plattform, aber sie übernehmen keine Aufgaben wie das Bearbeiten, Prüfen, Layouten oder Rechte-Eintreiben. Daher solltest du sie nicht als Verlag (Publisher) angeben. Was ist so schlimm daran?, fragst du dich vielleicht. Es nicht schlimm, es erzeugt aber einen unprofessionellen Eindruck, den du sicher vermeiden willst. Außerdem zeigt es wiederum Eigenständigkeit und zahlt auf deine Marke ein, wenn du dich hier nicht als Autor, sondern auch als Herausgeber präsentierst.

 

Übertriebene Preisvorstellungen

Hier müssen wir mit einem weit verbreiteten Irrtum unter Fachbuchneulingen aufräumen: Die Länge bzw. Dicke eines Buches hat keine Auswirkungen auf den Preis. Nur weil die Leser mehr zu lesen haben, bezahlen sie nicht mehr dafür. Vielmehr bezahlen sie für den Mehrwert, den das Buch ihnen bringt, im Fall von Sachbüchern sind das meist Wissen und Unterhaltung. Je enger beide Faktoren miteinander verzahnt sind, je aktueller und relevanter die Infos und je brennender das Problem, das behandelt wird, desto höher kannst du den Preis ansetzen. Außerdem kaufen Leser lieber Bücher von Autoren, die sie bereits kennen oder die sich in ihrem Bereich bereits einen Namen gemacht haben. Somit kannst du mit steigendem Bekanntheitsgrad ebenfalls höhere Preise verlangen.

Doch gerade zu Beginn solltest du den Preis eher niedrig ansetzen. Führe als Erstes eine Marktanalyse durch und schau, wie viel andere Fachbuchautoren für ihre Titel verlangen. Analysiere die Preisstruktur der Bestseller in deinem Gebiet und nimm deren Preise als Obergrenze, wie viel dein Buch maximal kosten darf. Nimm anschließend unter die Lupe, welche Vorteile und Mehrwerte sie ihren Lesern bieten und welche Features du für dich und dein Fachbuch übernehmen kannst. So lieferst du deinen Lesern mehr Argumente für den Kauf deines Fachbuches, was auch einen höheren Preis rechtfertigen kann. Oder aber dein Fachbuch gegenüber einem Konkurrenzwerk für den gleichen Preis besser positioniert. In jedem Fall gilt: Der Preis des Buches spiegelt nicht deinen Einsatz wider, sondern muss dem entsprechen, was deine Zielgruppe bereit ist zu zahlen.

 

Keine Ideen oder Strategien fürs Marketing

Ein Buch verkauft sich nicht von allein. Trotzdem gehen viele Autoren vergleichsweise naiv an Marketing und Vertrieb heran. Doch nur weil sie ihr Fachbuch auf einer Plattform als E-Book veröffentlichen, wird dadurch noch niemand darauf aufmerksam. Dafür müssen wir als Fachbuchautoren, musst du als Bestseller in spe selbst sorgen. Für welchen Weg du dich entscheidest, hängt von deinem Thema, deiner Zielgruppe, deinem Budget und deiner Strategie ab. Das sind einige Faktoren, die es zu untersuchen und zu klären gilt. Vor allem klingt es nach einer Menge Arbeit, doch das muss nicht sein. Entscheidend für dich als Anfänger im Fachbuchmarkt ist, überhaupt eine Strategie auszuarbeiten und sei es nur, um den Überblick über deine geplanten Schritte zu behalten.

Ob du dich also für Social-Media-Kampagnen, Google Ads, Anzeigen in Fachzeitschriften, auf Amazon und Tolino selbst oder doch für den Weg über Buchblogger entscheidest, bleibt also dir überlassen. Kein Weg ist per se besser als der andere, auch wenn Social-Media-Plattformen damit werben, dass die Zielausrichtung ihrer Anzeigen besser ist als die von analoger Printwerbung, da sie weniger Streuverluste aufweisen. Denn wenn deine Zielgruppe 50 plus ist, wirst du sie eher über Printwerbung erreichen. Oder wenn dein Buch ein gewisses Fachwissen voraussetzt und du dich an ein eindeutiges Fachpublikum richtest, ist ein entsprechendes Fachmagazin ein besserer Ort als Facebook oder Instagram, um für dein Fachbuch zu werben.

 

Schlechtes Timing bei der Vermarktung des Buches

Nicht selten fragen mich Kunden nach einem Lektorat (und oft auch schon vorher) nach Empfehlungen, welchen Weg ich nun mit dem Manuskript an ihrer Stelle einschlagen würde. Die Frage ist gut und berechtigt, kommt leider aber etwas spät. Oft denken Beginner unter den Fachbuchautoren von Schritt zu Schritt: Ist der Schreibprozess abgeschlossen, kommt das Lektorat, danach die Korrektur und danach das Coverdesign und so weiter, die Vermarktung und der Vertrieb stehen für sie am Ende dieser Reihenfolge. Doch idealerweise machst du dir bereits während des Schreibprozesses Gedanken zur Vermarktung.

So kannst du beispielsweise frühzeitig anfangen, eine Community über Social Media aufzubauen (siehe #booktok und #bookstagram auf den entsprechenden Plattformen) oder ausgewählte Verkaufsstellen zu kontaktieren. Auf diese Weise kannst du Interesse an deinem Fachbuch vor der Veröffentlichung erzeugen, sodass dein Buch am Veröffentlichungstag bereits erwartet wird. Auch sollte die Gestaltung des Fachbuches (Cover, Umschlag, Klappentext, Satz, Ausrichtung) zu deinen anvisierten Vertriebskanälen passen. Folglich ist es hilfreich, die Vermarktung des Fachbuches beim Schreiben und den anderen vorgelagerten Schritten bereits mitzudenken. So umgehst du die Situation, in die viele Fachbuchautoren mit dem fertigen Manuskript abrutschen.

Als Anfänger machst du bereits vieles richtig, wenn du planvoll und zielgruppenorientiert an den Schreib- und Vermarktungsprozess herangehst. Oft gilt auch: Timing ist alles. Zum Beispiel, wenn du das Weihnachtsgeschäft mitnehmen möchtest. Oder dein Fachbuch rechtzeitig zur Sommerflaute erschient, wenn alle in den Urlaub fahren und noch Reiselektüre brauchen. Ich denke, du verstehst den Wink mit dem Zaunpfahl.

 

Fazit

Wer sich fürs Selfpublishing entscheidet, streicht den gesamten Gewinn ein, muss aber auch die Verantwortung für den kompletten Produktionsprozess übernehmen. Es gibt viele Details zu beachten und das kann beim ersten Mal durchaus überfordern. Doch keine Angst, ein einziger Fehler lässt dein Buchprojekt nicht scheitern. Es sind eher eine Reihe von Fehlern, die dafür sorgt, dass eine Veröffentlichung in der Versenkung verschwindet. Nimm dir Zeit für die Formalia bei der Veröffentlichung, prüf sie zweimal und frag lieber einmal mehr nach, anstatt der Bequemlichkeit beim Veröffentlichen nachzugeben. Führe eine Marktanalyse zu deinem Thema durch, entwickle eine nachhaltige Preisstrategie und gehe zeitnah sowie planvoll an die Vermarktung des Buches. Der beste Ansatz dafür ist die Frage: Auf wessen Tisch soll dein Buch landen und was musst du tun, damit es dahin kommt?

Wenn du Unterstützung bei der Planung und Veröffentlichung deines Buchprojektes brauchst, bin ich nur einen Button entfernt:

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