5 Tipps für einen unschlagbaren Titel

Der Titel als Brücke zwischen Cover und Inhalt

 

Liebe (angehende) Fachbuchautoren, einen guten Titel für das eigene Buch zu finden, ist eine der größten Hürden. Dabei pendeln viele zwischen Übertreibung und trockener Fachlichkeit, haarsträubender Wortakrobatik und pingeliger Genauigkeit hin und her. Kein Wunder, die meisten von uns haben zwar ein subjektives Gefühl dafür, wann ein Titel gut klingt, aber kennen weder die Kriterien noch Wege dafür, wie sie selbst einen solchen Titel formulieren. Deswegen schauen wir uns heute mal 5 Punkte für einen unschlagbaren Buchtitel an!

 

Tipp 1: Mach dir klar, für wen du schreibst!

Dass mit dem Titel der Bucherfolg steht und fällt, da er dafür sorgt, dass potenzielle Leser unser Buch in die Hand nehmen, wissen wir bereits. Wir wollen uns hier also diesmal nicht darüber austauschen, DASS der Titel wichtig ist, sondern Kriterien für einen guten Titel untersuchen. Zwei generelle Gedanken möchte ich dazu vorwegschießen:

1.     Der Titel hat zwei Funktionen: die Signalwirkung und den thematischen oder inhaltlichen Ausblick.

Das Buch soll auffallen, deswegen muss der Titel ein Signal aussenden: Ich bin interessant, nimm mich in die Hand! Gleichzeitig sollte er eingrenzen, mit welchem Thema sich das Buch befasst. Ein fachlicher Bezug sollte durchaus vorhanden sein, denn du möchtest dem Leser einen Ausblick geben, welchen Bereich du ihm näherbringen möchtest. Das beginnt bereits bei der Cover-Gestaltung. Ein Buch über Finanzen wird Geldsymbole, Münzen, Geldscheine oder Aktienstatistiken auf seinem Cover tragen. Diese Tendenz setzt sich beim Titel fort. Hab keine Angst davor, manche Kundengruppen bereits hier beim Titel auszuschließen. Wenn sie nicht zu deiner Zielgruppe zählen, sind sie nicht für dich interessant. Je schneller die einen Kunden dein Buch aufgrund des Themas für sich ausschließen können, umso zielsicherer werden diejenigen zugreifen, die sich für dein Thema interessieren. Und desto seltener packen sie das Buch eines anderen Autoren zum Thema in ihren Warenkorb, wenn du auch den nächsten Punkt beachtest.

 

2.     Inhalt und Gestaltung des Titels interagieren miteinander. Arbeite damit und nicht dagegen.

Du möchtest mit dem Titel deine Zielgruppe erreichen. Zunächst ausschließlich deine Zielgruppe. Es ist also in Ordnung, wenn du mit deinem Titel nicht alle Menschen erreichst, vielleicht sogar welche verschreckst. Wenn du ein Buch über Sexspiele und Fetische schreibst, kann der Titel ruhig provokant ausfallen. Alle prüden und konservativen Gemüter werden das Buch nicht in die Hand nehmen, aber die hätten dein Buch ohnehin nie gelesen, also kein Schaden für dich. Alle Neugierigen und mit der Szene Vertrauten werden es dagegen mindestens in die Hand, wenn nicht mit zur Kasse nehmen – Sie spricht deine Provokation an. Dementsprechend kann deine Umschlaggestaltung ebenso provokant sein, heißt: grelle Farben, starke Kontraste, Blockschrift.

Möchtest du jedoch ein Buch über Achtsamkeit, Atemtechniken und Entspannungsübungen schreiben, solltest du matte Farben wählen, seichte Übergänge zwischen den Farben und Formen und vielleicht eine verschnörkeltere Schrift. Auf jeden Fall aber sanfte Worte: Gelassenheit, Entspannung und Balance sollten in der Assoziationskette deines Titel auftauchen. Zwischen diesen beiden Extremen befinden sich zahlreiche weitere Möglichkeiten, wie Titel und Layout erfolgreich ineinandergreifen können. Stell dir also den Titel immer bildlich vor, denn auf diese Weise wird er deinen Lesern begegnen. Wenn du sie überzeugen willst, schau durch ihre Augen und frag dich, was dich in dem Moment überzeugen würde.

 

Falsche Vorbilder

Große Namen können es sich leisten, austauschbare oder zumindest simple bis generische Titel zu wählen, da ihr Name bereits als riesige Leuchtreklame wirkt. Hochrangige Politiker, Spitzensportler, Prominente oder andere Personen des öffentlichen Lebens können auf ihre Bekanntheit vertrauen, die die Kunden von sich aus in die Buchläden und Onlineshops zieht. Die Anziehungskraft, die ein guter Titel leistet, wird vom Namen übernommen, sie müssen nicht so sehr auf den Titel als Verkaufsfaktor achten. Daran sollten wir uns aber keinesfalls orientieren.

 

Tipp 2: Halte es kurz und prägnant!

Nur wenige erreichen intuitiv das richtige Verhältnis von Kürze und Detailliertheit, damit der Titel einerseits prägnant, hervorstechend und schlagkräftig ist, aber gleichzeitig bezeichnend und genau genug ist, um nicht generisch, also austauschbar zu wirken. Als Faustregel gilt: Ein guter Titel passt in eine Zeile. Maximal zwei.
Heißt das, dass drei Zeilen lange Titel automatisch schlecht sind? Nein, denken wir nur einmal an Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg. Vielmehr sagt die Faustregel, dass die Prägnanz eines Titel mit zunehmender Länge abnimmt. Denn je mehr Worte ein Titel fasst, desto schwieriger erinnern wir uns an ihn, wenn er keine Besonderheit im Stil oder im Layout aufweist.

Immer häufiger landen auch Fachbücher bei mir zum Lektorat, die bis zu drei Untertitel enthalten, von denen jeder über eine Zeile hinausreicht und oft Aufzählungen enthalten. Wer die Leser nicht bis zum ersten Untertitel nicht überzeugt hat, wird es auch mit den beiden folgenden nicht tun. Vielmehr ist diese Ausdruckswut ein Zeichen, dass der Autor schwer auf den Punkt kommt. Versuch also nicht mit dem Untertitel auszugleichen, was dir mit dem Titel nicht gelungen ist, sondern setz mehr Hirnschmalz bei der Formulierung des Titels ein.

 

Tipp 3: Versuch’s mit einer Prise Humor!

Fachlichkeit muss nun nicht Trockenheit bedeuten, sondern kann auch humoristisch ausfallen: z. B. Darm mit Charme von Giulia Enders, Wer bin ich und wenn ja, wie viele? von Richard David Precht oder Anleitung zum Unglücklichsein von Paul Watzlawik. Viele Titel in den Fachbuch-Bestsellerlisten bedienen sich des Humors oder der Ironie, um entweder ein trockenes Themen unterhaltsam rüberzubringen, Leichtigkeit bei einem schweren Thema zu erzeugen oder um die Leser zum Lachen zu bringen und positive Emotionen mit dem Buch zu verknüpfen. Ein humorvoller Zugang zu einem Thema lockt mehr Menschen an, da sie hoffen, neben Wissen auch Unterhaltung geboten zu bekommen. Humor ist also ein Schlüssel, der in viele Titelschlösser passt. Einzige Bedingung: Der Unterhaltungsaspekt sollte sich durch das gesamte Buch ziehen.

 

Tipp 4: Denk abstrakt und nutze Poesie!

Poesie ist nicht gerade das Steckenpferd vieler Fachbuchautoren, da werden sie das auch kaum beim Titel berücksichtigen. Wozu auch, schließlich hast du gerade erfahren, dass es vorrangig auf Humor und Unterhaltung ankommt. Brauchst du da Poesie noch? Nun ja, wenn alle anderen Autoren sich auf fachlich exakte Titel konzentrieren, kannst du mit einem Schuss Poesie den Unterschied machen und sich dein Titel vor den anderen durchsetzen – schlicht weil er durch seine poetische Gestaltung besser in Erinnerung bleibt. Ebenso wie ein Titel, der dich zum Lachen brachte. Beides – Humor und Poesie – sorgen für Alleinstellungsmerkmale und heben dein Buch im Zweifel von den anderen ab. Ein gutes Beispiel: Thinking Fast And Slow von Daniel Kahneman. Das Buch handelt von Annahme- und kognitiven Einschätzungsfehlern bei Entscheidungen, die psychologische Ursachen und ökonomische Folgen haben. Hätte Kahneman sein Buch nach dem Hauptgegenstand benannt – also Psychologische Annahmefehler in wirtschaftlichen Kontexten – hätte er wohl kaum genug Exemplare verkauft, um die Druckkosten bezahlen zu können. Thinking fast and slow dagegen ist zwar eine Abstraktion, erzeugt aber ein herrliches Bild in den Köpfen der Leser. Und passt dazu noch in eine Zeile. Perfekt!

Setze Stilmittel wie Alliteration (Wiederholung der Anfangsbuchstaben wie in Millionen Minuten) oder Ellipsen (Auslassung von Wörtern, die der Leser hinzudenken muss und die dem Titel eine ambivalente Ebene verleihen) ein, um deinem Titel eine poetische Note zu geben oder abstrahiere wie Kahneman und finde eine prägnante Formel, die dein Gebiet oder dein Buchthema herunterbricht und veranschaulicht. Genauso brillant kann es sein, ein Detail oder einen Ausschnitt des Buchgegenstandes in den Vordergrund zu stellen.

 

Tipp 5: Denke praxisnah!

Dieser Leitspruch gilt insbesondere für Ratgeber, die ohnehin ein große Praxisfokussierung besitzen. Für ihre Titel können sich Fachbuchautoren bei ganz pragmatischen Aspekten bedienen: Zum einen kann eine Aufforderung oder die Aussicht auf eine Anleitung als Titel dienen, der die Leser aktiviert. Durch diesen Aktivitätsschub angespornt greifen die Kunden zu, denn der Titel suggeriert ihnen: dieses Buch langweilt nicht mit Theorien, es bringt dich ins Handeln. Genau das suchen viele pragmatisch veranlagte Menschen – sie wollen nicht lange fackeln, sondern erfahren, wie sie anfangen können. Beispiel gibt es unter Ratgebern zuhauf: Das Kind in dir muss Heimat finden von Stefanie Stahl oder Cant hurt me von David Goggins.

Einen ähnlichen Effekt erzielst du mit numerischen Angabe im Titel, im Sinne eines Top 10 oder Top 3. Ganz bekannt ist beispielsweise Stephen Corveys 7 Wege der Effektivität, aktuell ist Die 5 Rollen der Führungskraft von Wladislaw Jachtchenko in der Spiegel Bestsellerliste für Fachbücher. Auch diese Art des Titel spricht pragmatische Menschen an, die keine intellektuelle Auseinandersetzung wünschen, sondern ein Anleitung suchen oder ganz konkrete Strategien an die Hand bekommen möchten.

Wenn du Unterstützung bei er Titelfindung brauchst, bin ich nur einen Button entfernt:

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