Wer verdient wie viel an einem Buch?

Relevante Kosten in der Buchbranche

 

Liebe (angehende) Fachbuchautoren, nicht alle wollen auf den Selfpublishing-Zug mit aufspringen, sondern möchten ihr Sachbuch lieber in die Hände eines gestandenen Verlages geben. Die Argumente dafür – Professionalität, Anerkennung, weniger Arbeit für den Autor – sind nachvollziehbar, aber wie viel bleibt dann eigentlich beim Autor hängen? Und worauf sollte er achten, wenn er einen Verlagsvertrag unterschreibt? Diesen beiden Fragen wollen wir hier einmal nachgehen.

 

Buchpreisbindung

Lass uns zunächst einen Schritt zurücktreten und eine Besonderheit des Buchmarktes betrachten: die Buchpreisbindung in Deutschland. Sie ist eine gesetzliche Regelung, die vorschreibt, dass neu erschienene Bücher zu einem festen Preis verkauft werden müssen. Dies gilt sowohl für gedruckte Bücher als auch für E-Books. Der vom Verlag festgelegte Preis ist für alle Händler verbindlich, unabhängig davon, ob sie online oder im Laden verkaufen. Diese Preisbindung soll sicherstellen, dass auch kleinere Buchhandlungen und Verlage wettbewerbsfähig bleiben und somit eine vielfältige Literaturlandschaft erhalten bleibt. Außerdem schränkt sie Preiskämpfe zwischen Händlern ein, sonst gäbe es vermutlich schon keine kleinen Buchhandlungen mehr, weil sie von den großen Ketten der Branchen aus dem Markt gedrängt oder aufgekauft worden wären.

Die Buchpreisbindung ist im Buchpreisbindungsgesetz (BuchPrG) verankert, gilt für alle neuen Bücher und wird vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels überwacht. Lediglich gebrauchte Bücher, also Bücher für die schon einmal der Ladenpreis bezahlt wurde, Mängelexemplare oder Bücher, die länger als 18 Monate auf dem Markt sind und vom Verlag als Restauflage gekennzeichnet wurden, fallen nicht mehr unter die Buchpreisbindung. Daher können Antiquariate oder Händler wie Medimops die Bücher zu einem günstigeren Preis anbieten.

 

Wie wirkt sich die Buchpreisbindung für Autoren aus?

Die Buchpreisbindung wirkt sich auf Autoren indirekt aus, da sie den festen Verkaufspreis eines Buches stabil hält und somit auch die Grundlage für das Autorenhonorar schafft. Durch die Preisbindung wird vermieden, dass der Verkaufspreis eines Buches stark schwankt, was eine gewisse Planbarkeit für die Autoren ermöglicht.

Die Gewinnbeteiligung eines Autors an einem verkauften Buch erfolgt in der Regel über ein Honorar oder Tantiemen, die als Prozentsatz vom Nettoerlös des Buches berechnet werden. Dieser Prozentsatz kann je nach Verlag, Bekanntheit des Autors und Buchtyp variieren: Meistens liegt das Honorar zwischen 5 und 10 Prozent des Nettoladenpreises pro verkauftem Exemplar, also des Ladenpreises abzüglich der Mehrwertsteuer von 7 Prozent. Bekanntere oder erfolgreiche Autoren können höhere Prozentsätze aushandeln, bis zu 15 Prozent oder mehr. Bei E-Books liegt das Honorar häufig höher, etwa bei 20 bis 25 Prozent, da die Produktions- und Vertriebskosten geringer sind.

Aber Achtung: Das Autorenhonorar bezieht nicht bei jedem Verlagsvertrag auf den Nettoladenpreis, mitunter wird auch der Nettoerlös als Bezugsgröße gewählt. Worin unterscheiden sie sich?

 

Diagramm zur Gewinnbeteiligung an einem Taschenbuch

Beispiel für die Gewinnbeteiligung an einem Taschenbuch.





 

Nettoerlös vs. Nettoladenpreis

Der Nettoladenpreis ist wie gesagt der Buchladenpreis abzüglich der Mehrwertsteuer, heißt, wenn das ein Taschenbuch 9,95 € kostet, liegt der Nettoladenpreis bei 9,30 €. Im Gegensatz zu vielen anderen Unterhaltungsmedien wird das Buch nur mit der verringerten Mehrwertsteuer von 7 Prozent bepreist. Der Nettoerlös eines Buches ergibt sich nun, indem der Verlag die Marge bzw. Gewinnbeteiligung des Buchhandels vom Nettoladenpreis abzieht. Diese Marge ist nicht festgelegt, sondern variiert je nach Vertrag zwischen Buchhandlung und Verlag. Da die Lagerkapazitäten von Buchhandlungen und auch die der Verlage oft begrenzt sind, kommt das Barsortiment ins Spiel – die Zwischen- oder Großhändler des Buchhandels. Sie sorgen dafür, dass Bücher, die du heute im Laden bestellst, morgen verfügbar sind. Dafür müssen sie selbst die Titel auf Lager haben. Diese Lagerung und schnelle Lieferung verursacht Kosten und somit wollen auch Barsortimenter wie Libri oder Umbreit am Verkauf der Bücher beteiligt werden. Auch mit denen muss ein Verlag also Konditionen aushandeln, wobei sich inzwischen auch gewisse Standards etabliert haben.

Somit entspricht der Nettoerlös etwa der Hälfte des Nettoladenpreises, kann jedoch von Verlag zu Verlag und sogar von Buch zu Buch unterschiedlich ausfallen. Ein Honorar von 10 Prozent des Nettoerlöses entspricht in etwa einem Honorar von 5 Prozent des Nettoladenpreises.

Nettoladenpreis = Preis abzüglich Mwst.

Nettoerlös                  = Verkaufspreis des Verlags an Barsortiment & Buchhandel

 

 

Wie viel bleibt für den Autor vom Verkaufspreis übrig?
– Am Beispiel eines Taschenbuchs

 

Verkaufspreis

- Mehrwertsteuer

- Buchhandel

- Zwischenhandel/Barsortiment

- Lager & Versand

- Druckerei

- Verlagsmarge

= Autorenanteil

9,95 €

9,30 €

6,05 €

4,66 €

2,99 €

1,32 €

0,66 €

0,66 €

100 %

7 %

33 %

14 %

17 %

17 %

6 %

6 %

 

 

Fazit

Die Buchpreisbindung in Deutschland sorgt dafür, dass Umsätze und Honorare bei Büchern im gewissen Rahmen planbar sind. Allerdings zwingt es die Verlage auch dazu, den Preis vorher genau durchzukalkulieren und eher vorsichtig zu planen. Wenn es um den Erlös beim Verkauf von Büchern geht, wollen auch der Buchhandel und die Zwischenhändler ihren Teil vom Kuchen abhaben und bedienen sich bis zu 50 Prozent am Verkaufserlös. Verlage müssen also mit der Hälfte der eigentlichen Einnahmen sämtliche Ausgaben stemmen und wollen selbst natürlich auch noch Gewinn machen. Somit bleibt nach Versand, Lagerung, Druck, Marketing, Satz, Covergestaltung und Lektorat nur noch sehr wenig vom ursprünglichen Ladenpreis für einen Autoren übrig. In unserem Taschenbuchbeispiel blieben von 9,95 € lediglich 66 Cents für den Autor übrig und das Beispiel war durchaus wohlmeinend kalkuliert. Dafür durchläuft das eigene Buch eine professionelle Produktion und wird in einem professionellen Rahmen präsentiert sowie angeboten. Wem es jedoch nicht wichtig ist, aus Prestigegründen bei einem Verlag zu veröffentlichen oder wer glaubt, sein Buch ebenso professionell produzieren und vertreiben zu können, dem stehen mit Selfpublishing größere Gewinne offen.

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