Aktivierende Rhetorik: Von schläfrigem Passiv zu begeisterndem Aktiv

Wie du mit lebendigen Formulierungen dein Publikum mitreißt

 

Hallo und hereinspaziert, werte (angehende) Fachbuchautoren! Heute dreht sich alles um die Aktivierung und Belebung eurer Sprache! Wir werden aus dem Sumpf des Passiv-Modus auftauchen, mit dem Schlamm und Dreck sämtliche Trägheit von unseren Gliedern schütteln und die frische Luft des Aktiv-Modus inhalieren. Bereit für eine Reanimation eurer Texte?

 

Das Problem: fachliche Schläfrigkeit

Wir kennen es von verkopften Lehrern und verstaubten Lehrbüchern: Der Stoff ist trocken, die Sätze scheinen nicht enden zu wollen und wir sterben vor Langeweile. All unsere Aufmerksamkeit und Konzentration geht dahin. Auch ein Großteil der Sach- und Fachliteratur leidet an der Krankheit der Monotonie und Langeweile – doch warum?
Auf sprachlicher Ebene verstecken sich drei Saboteure, die die Belebung deines Textes verhindern: Schachtelsätze, zu hohe Faktendichte bei zu geringer erzählerischer Bildhaftigkeit und das Passiv.

Alle drei treten dabei meist in Kombination auf und verhüllen, was eigentlich interessant ist: die eigentliche Szene. Während sich fachwissenschaftliche Literatur damit herausreden kann, dass sie für eine akademische Nische schreibt, die keinen Wert auf Unterhaltung, sondern auf die reine Information legt, müssen wir uns als publikumsorientierte Autoren überlegen, wie wir die Saboteure finden und entmachten. Beginnen wir hinten: dem Passiv.

Den Modus des Passivs kennen wir auch alle noch aus der Schule: Etwas wird mit dem Subjekt gemacht, es ist nicht selbst tätig, sondern erleidet oder erfährt eine Handlung. Stellen wir uns das szenisch einmal vor: Das Subjekt selbst bewegt sich nicht, sondern maximal um es herum bewegt sich etwas. Das führt zu einem statischen Geschehen und verlängert den Text. Während wir Letzteres noch hinnehmen können, ist Ersteres das wirkliche Problem: Wenn sich im Text nichts bewegt, bewegt sich auch nichts in den Herzen und Köpfen unserer Leser.

 

3 Maßnahmen für mehr Bewegung im Text

Einige werden jetzt fragen, was sich denn auch bei einer abstrakten Handlung bewegen soll. Also was passieren soll, wenn wir einen fachlichen Zusammenhang beschreiben?
Nun, Handlung bleibt Handlung und auch wenn wir die Bewegung nicht auf den ersten Blick wahrnehmen, so ist sie dennoch da. Schließlich fallen auch Aktienkurse, Preise oder Indices, oder sie gehen durch die Decke. Ist das etwa keine Bewegung?

 

1. Entfessel das Subjekt

Der Trick besteht darin, den scheinbar unbelebten Gegenständen und Tatsachen Leben einzuhauchen, indem du dir zuerst das Subjekt des Geschehens bewusst machst und anschließend das richtige Verb für die gewünschte Handlung auswählst. Im Aktiv-Modus schwingt sich der betrachtete Gegenstand oder Kontext zum Hauptdarsteller der Show auf, das gilt selbst für abstrakte Themen.

Nicht: Es wird gezeigt, dass die Erkenntnisse der Quantenphysik sich nicht mit denen der Relativitätstheorie vereinen lässt.
Sondern: Die Quantenphysik widerspricht der Relativitätstheorie.

Kürzer, knackiger, kämpferischer. Während der Passiv-Modus eine Art Puppenspieler ist, der das Subjekt tanzen lässt, reißt der beschriebene Gegenstand sich im Aktiv-Modus von allen unsichtbaren Fäden los.

 

2. Adieu Nominalisierungen

Nominierungen? Wie beim Oscar? Nein, Nominalisierungen – schwerfällige Konstrukte, die vorrangig Verben, aber auch Adjektive in Substantive verwandeln und die Leser schnell ermüden. So können wir beispielsweise aus verwenden die Verwendung machen, aus schön die Schönheit. Das ist zunächst konfliktfrei und sogar hilfreich, wenn wir nicht nur schlicht ausdrücken möchten, dass etwas schön ist, sondern die Schönheit in all ihren Facetten betrachten wollen.
Oft lassen sich aber vor allem Fachleute dazu hinreißen, ganze Nominalisierungsketten zu bilden:

z. B. Eine Folge dieses neuartigen Begriffs ist, dass es formal nicht möglich ist, einen Zustand aus zwei beliebigen Gegenständen ohne Angabe einer Reihenfolge entstehen zu lassen.

Besser wäre: Dieser neuartige Begriff verhindert formal, dass zwei beliebige, wahllos aufeinanderfolgende Gegenstände einen bestimmten Zustand erzeugen können.

Dadurch verkürzt sich der Satz hier zwar nicht wesentlich, aber die beschriebenen Prozesse treten aktiver hervor. So ersetzt das erste Verb verhindern den Nebensatz dass es formal nicht möglich ist, das Adjektivattribut wahllos aufeinanderfolgende formt ohne Angabe einer Reihenfolge um und bettet es als Info besser in den Satz ein und mit erzeugen tauschen wir das passive entstehen lassen aus.

Ebenso oft wie Nominalisierungen tauchen umständliche Nominalkonstruktionen mit einem Funktionsverb anstatt des direkten Verbs auf, das die eigentliche Bewegung ausdrückt. Das soll ein bisschen gehobener klingen, aber führt eher dazu, dass dein Text dadurch gestelzt und aufgedunsen wirkt. Typische Wendungen treten besonders mit machen auf: von etwas Gebrauch machen statt gebrauchen, einen Anruf machen statt anrufen oder den Abschluss machen statt abschließen. Es gibt aber auch zur Verwendung kommen statt verwenden, zur Sprache bringen statt ansprechen oder eine Diskussion führen statt diskutieren.

Willst du also deinen Text beleben und den Lesefluss erhöhen, ersetze so viele Nominalisierungen und Nominalwendungen wie möglich durch die entsprechenden Verben!

3. Packende Verben deaktivieren die Langeweile

   Verben sind die Pulsgeber deines Textes. Aktiviere sie und du wirst sehen, wie sich die Energie im Text ausbreitet. Jedes Verb trägt für sich den Kern einer Szene in sich, Nein, mehr noch, es ist prinzipiell bereits eine Szene! Es gibt zwar auch Verben, die nicht zwangsläufig eine Bewegung ausdrücken und deutlich passive Züge besitzen, z. B. ausharren, erdulden oder auch trocknen. Aber selbst diese Verben lassen sich gezielt einsetzen, um Ruhepause im Text zu setzen oder den Rezipienten einer Handlung in den Vordergrund zu rücken.
Die Mehrheit der Verben ist jedoch deutlich aktiver Natur. Lass die Gegenstände und Tatsachen also direkt miteinander interagieren. Was beeinflusst was? Nicht: Was wurde von was beeinflusst? Mit dem richtigen Verb bringst du Schwung in deinen Text.

 

Fazit

Geschafft! Wir haben den Sumpf des Passiv-Modus hinter uns gelassen und den Weg zu einer lebendigen Rhetorik gefunden. Aktivierung bedeutet nicht nur, sich aufs Subjekt, auf den Handelnden zu konzentrieren, sondern auch Nominalisierungen zu vermeiden und packende Verben als Kern einer Szene gezielt einzusetzen.

In einem Satz zusammengefasst: Durch das Bewusstsein für das Subjekt, die Vermeidung von Nominalisierungen und die Auswahl packender Verben kannst du deine Sprache beleben und deine Texte mit Energie und Dynamik füllen! Jetzt heißt es für dich, diese Techniken in deiner eigenen Arbeit umzusetzen und zu sehen, wie deine Sprache zum Leben erwacht. Also worauf wartest du noch?

 

Und wenn du feststeckst oder Unterstützung benötigst, bin ich nur einen Button entfernt:

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